*Autorin Sabine Grimm *

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Vollmondnacht Spaziergang

   Event am 12.06.2006

"Eine Vollmondnacht"

Vollmondspaziergang im Wildpark Cappenberg mit Picknick zur Geisterstunde am Fuße des Cappenberger Schlosses mit Blick auf den Rosengarten unter dem Himmel über Cappenberg.

… Und der Vollmond begleitete uns leuchtend dabei.

Ich hatte eine Einladung von Jutta Watzlawik, Diplom-Agraringenieurin (FH) · Theaterpädagogin · Indologin (M.A.), zum Vollmondspaziergang am 12.05.2006 erhalten. Ich war schon sehr gespannt und habe mich darauf gefreut.

Wie es so oft im Leben vorkommt, hatte sich der Tagesverlauf an diesem betreffenden Tag, ohne mich zu fragen, verselbständigt. Und so kam es, dass ich der Zeit hinterher rannte und mich um 20.30 Uhr noch  in Dortmund- Derne bei der Bearbeitung eines neuen, gemeinsamen Projektes mit Baeredel aufhielt.

Eigentlich glaubte ich nicht, dass ich es noch schaffen würde, pünktlich um 21.00 Uhr am Treffpunkt „Eingang Wildpark Cappenberg“ einzutreffen. Das Gesetz von Zeit und Geschwindigkeit würden das nicht zulassen, da war ich mir sicher.

Aber ich habe mich trotzdem auf den Weg gemacht.

Nachdem der Tag sehr heiß gewesen war, begann es plötzlich zu regnen. Ich hatte es aufgrund meines Zeitdefizits nicht geschafft, mich auf den Spaziergang vorzubereiten. Gerne hätte ich mir sportliche Kleidung angezogen, jedoch reichte die Zeit hierfür nicht mehr aus,  geschweige denn an Regenkleidung zu denken. Und weil im Kofferraum kein Kleiderschrank ist,  überlegte ich kurz, ob ich das Risiko wirklich eingehen wollte, vielleicht bei einem Guss klatschnass zu werden, oder ob ich, unvorbereitet, wie ich war, doch besser heimfahren sollte.

Ich entschied mich allerdings dann dafür, die Verabredung einzuhalten, und so fuhr ich in meinem schicken „Sommeroutfit“, Sommerkleid und Sandalen mit hohen Keilabsätzen, vortrefflicher Weise zum dortigen Treffpunkt.

Genau fünf Minuten kam ich zu spät, hatte jedoch das Glück, dass Jutta Watzlawik mit ihrer Gruppe noch gewartet hatte.

Ja, und um zehn nach neun gingen wir dann in den Wildpark hinein. Hinter uns wurde das Tor von dem Falkner des Wildparks von außen verschlossen, und so waren wir allein im Wildpark Cappenberg.

Es war der Beginn der Dämmerung. Es gelang mir jedoch, noch ein paar Fotos mit meinem Handy zu machen. Zunächst machten wir Station bei einer Baumgruppe. Alle Bäume wirkten sehr erhaben gegen die Dunkelheit. Einer von ihnen hatte einen so dicken Stamm, dass wir ihn mit einem Kreis von  fünf  Personen, die sich an der Hand hielten, umfassen konnten. Auf dem See in der Nähe hatten die Schwimmvögel sich schon zur Ruhe begeben. Eine Wildgans zog noch ihre abendliche Bahn durch das ruhige Wasser, das in ein zauberhaftes Licht getaucht war. Der große Vollmond leuchtete über allem, und es herrschte eine mystische Atmosphäre.

Direkt über dem Vollmond prangte ein leuchtender, flimmernder Stern. Einige von uns dachten gleich an die Venus, den Liebesstern.

Es war jedoch der Glücksstern Jupiter, wie später von Jutta Watzlawik zu erfahren war.

Am Anfang des Spaziergangs hieß es, dass wir sicher 4 oder 5 Stunden unterwegs sein würden. Geglaubt hatte ich das nicht wirklich. Doch es war so eine tolle Stimmung, die ruhig so lange hätte weiter anhalten können, dachte ich.

Fledermäuse umflogen uns, und die Natur pur schien nur für uns da zu sein. Da spielte es keine Rolle, dass wir teilweise glaubten, in der Nähe würde ein Open Air Festival stattfinden. Wahrscheinlich kam die Stimmungs- und Discomusik von der, in der Nähe liegenden, Jugendherberge. Aber all das, genau wie es war, passte zueinander. Wir konnten es alle genießen, denke ich. Bald fanden wir einen Platz, etwas abseits auf dem Rasen, auf dem wir, die Spaziergänger der Vollmondnacht, des 12.Juni 2006, wie die alten Schamanen auf die Naturgeister achten wollten. Wir setzten uns kreisförmig ins Gras. Ein Maikäfer kam geflogen und ließ sich laut brummend bei einer Kameradin auf der Jacke nieder. War er etwa einer der Naturgeister?

Jeder stellte eine Kerze vor sich und deren Licht flackerte während des Klanges der Trommel. Der Vollmond, mit dem Jupiter über ihm, leuchtete über allem. Nach ca. einer halben Stunde setzten wir unseren Weg fort. Auf einmal fühlten wir alle uns von vielen Augen beobachtet. Wer war das bloß? Wir starrten nach links in die Dunkelheit. Und da starrten uns ganz viele Augenpaare an. Es war das Damwild. Bestimmt zwanzig Tiere standen wie angewurzelt in Gruppen und sahen uns neugierig an. Wir blieben ganz ruhig stehen und bewunderten gebannt das Naturschauspiel, das vielleicht drei Minuten dauerte. Ich dachte noch, wie gut, dass die Tiere sich nicht einig sind, auf uns los zu galoppieren und uns umzuwerfen. Doch sie standen ganz friedlich, und wir alle sahen uns an. Da  plötzlich setzte ein Wildtier sich in Bewegung, und diesem einen folgten die anderen. In rasendem Galopp liefen sie weg von uns und in den nahen Wald hinein. Fasziniert von dieser Begegnung gingen wir weiter, und nach einer Weile schritten wir durch ein Tor. Es war gegen 23 Uhr, und der Vollmond hatte uns trotz der späten Stunde bisher viele lichte Momente präsentiert. Ab dem Bereich Quinnberg, auch Frauenberg genannt, am Beginn des Waldes, war es plötzlich  stockdunkel. Von einer eigenartig gespannten Stimmung umgeben, traten wir in den dunklen Wald.

Die Luft stand. Kein Blatt schien sich zu regen. Es war still um uns herum. Selbst die Discomusik aus der Ferne war verklungen. Wir schritten einen Hügel hinauf.  Die Bäume des Waldes, deren Schatten sich von der Dunkelheit abzeichneten, ragten neben uns wie starre Geister steil empor. Wir sprachen leise, denn wir wollten ja keine Tiere bei ihrer nächtlichen Ruhe stören. Nach einer ganzen Weile verließen wir den normalen Weg und gingen mitten in den Wald hinein. Jutta Watzlawik führte uns zu einem Schrein, mitten im Dickicht. Wir entdeckten dort einen wunderschönen großen Stein mit Ornamenten, der ca. 1 Meter Durchmesser hatte. Wir waren davon sehr beeindruckt. Jeder von uns zündete seine Kerze an, die wir auf diesem Stein abstellten. Es war ein schöner Moment, und wir genossen ihn und das Empfinden dort zu sein. Wir reichten uns die Hände, und als wir alle in einer Kette verbunden waren, sollten wir uns etwas wünschen. Die einen fassten ihren Wunsch in Gedanken, die anderen  kleideten ihn in Worte. Jutta Watzlawik sorgte dabei für Weihrauchduft, indem sie ein Zedernholz anzündete. Dieser Duft untermalte unsere phantastischen Stimmungen.

Der Platz an dem Stein war so schön, und es war sehr warm dort, dass wir am liebsten noch etwas länger dort geblieben wären. Doch nach ca. einer halben Stunde hieß es: „Auf, auf, zum nächtlichen Picknick am Cappenberger Schloss.“

 

Nach einiger Zeit erreichten wir wieder den Waldweg und gingen zurück, um den Wald wieder zu verlassen. Nach einer Weile kamen wir wieder an dem Tor an. Als ob dieses Tor zwei Welten trennte, war es, nachdem wir es passiert hatten, wie  abgeschnitten, etwas heller. Der dunkle Wald hatte uns entlassen, und der Wildpark  leuchtete uns im Glanz des Vollmondlichtes entgegen. Obwohl der Vollmond  sich zeitweise hinter seinem Hof verbarg, war seine Leuchtkraft enorm ausdrucksstark.  Auf unserem weiteren Weg zum Schloss hin durchschritten wir verschiedene Temperaturströmungen. An manchen Stellen war es kühl, an anderen wiederum vollkommen warm.  Wir stiegen den Berg zum Schloss hinauf.

Es war Mitternacht, als wir die Terrasse von Schloss Cappenberg erreicht hatten.  Jutta Watzlawik breitete eine schneeweiße Tischdecke zwischen zwei Säulen auf der Terrasse, am Rande der obersten Stufe, als Picknickdecke aus. Darauf legte jeder seine mitgebrachten Picknickgaben. Am Ende war der Tisch mit Rotwein, Tee und allerhand Leckereien gedeckt. Zum Picknick setzten wir uns ringsherum. Ich nahm auf der ersten, unter der Terrasse liegenden,  Stufe Platz. Es gab für mich den Anschein, im Mondschein vor einem gedeckten Tisch zu sitzen. Die Steine, auf denen wir saßen, hatten eine Wärme, als würden sie durch eine Fußbodenheizung erhitzt. Diese Wärme übertrug sich auf mich. Wir plauderten und genossen den Blick auf den vom Vollmondlicht verzauberten Rosengarten. Und über dem  Vollmond leuchtete sein Freund, der Jupiter.

Eigentlich wären wir gerne noch länger sitzen geblieben, doch nach ungefähr einer halben Stunde hatten wir alles aufgegessen und leer getrunken. Da wir ja noch ein ganzes Stück Weg zum Ausgang zurückzulegen hatten, räumten wir zusammen und brachen allmählich auf. Unser Weg führte uns die Wege zurück, die wir auch hingekommen waren. Der Wildpark- Teich lag jetzt vollkommenen im Dunkeln, und nichts bewegte sich mehr auf der Wasseroberfläche. Unsere Gruppe versammelte sich noch einmal um den alten Baum.  Hand in Hand  bildeten wir einen Kreis um ihn, und zum Abschluss unserer gelungenen Vollmondnacht- Wanderung meditierten wir noch mal. Dann gingen wir langsam in Richtung Tor und verließen zögerlich diese traumhafte Umgebung mit ihrer tollen Atmosphäre, den Wildpark Cappenberg. In ihm waren uns so viele Wunder begegnet.

Insgesamt möchte ich sagen: Der Regen war Gott sei Dank ausgeblieben, so dass nichts diese schöne Wanderung störend beeinträchtigen konnte. Es war ein wunderschönes Erlebnis, das ich wohl niemals vergessen werde.

Sabine Grimm